Eine Spurensuche nach dem, wie Afro-Europäer in den großen Metropolen von Paris bis Moskau leben, was sie verbindet und trennt.
Johny Pitts begibt sich auf eine Reise in die Metropolen Europas und ihre „schwarzen Communities“, forscht nach ihrer Geschichte, den Arbeits- und Lebensverhältnissen ihrer Mitglieder und ihr kulturelles und gesellschaftliches Zugehörigkeitsgefühl. Der Autor ist Sohn eines afroamerikanischen Vaters und einer englischen Mutter, aufgewachsenen in Sheffield, Nordengland, als „schwarzes Mitglied der Arbeiterklasse“. Auf seiner Reise sucht er das Gespräch mit unterschiedlichsten Menschen in Brüssel, Berlin, Stockholm bis Moskau und Lissabon. Er berichtet über Communities der afrikanischen Einwanderer*innen und ihrer Nachkommen in europäischen Großstädten und verwebt seine Beschreibungen und Reflexionen mit geschichtlichen Exkursen zu Kolonialisierung, Sklaverei und Einwanderung. Im Fokus seiner Betrachtungen stehen Rassismus, Armut, Solidarität und Ausgrenzung. Immer wieder stellt Johny Pitts die Fragen: Gibt es ein gemeinsames Selbstverständnis der Menschen afrikanischer Herkunft in Europa? Gibt es eine afropäische Identität und welche wäre das?
Der Begriff afropäisch wurde in den frühen Neunzigerjahren (des vorigen Jahrhunderts) geprägt, den Autor selbst hat dieser Begriff dazu geholfen sich „als komplett und ohne Bindestrich zu begreifen". Der Ausdruck ermögliche es, "in und mit mehr als einer Idee zu leben (...), ohne gemischt-dies, halb-jenes oder schwarz-anderes", so Johny Pitts.
Persönlicher Eindruck: Johny Pitts gelingt mit seinem Buch eine Mischung aus Reisebericht, ausführlichen Hintergrundinformationen und der Suche nach der eigenen Identität. – Vielschichtig, informationsreich, vielleicht an manchen Stellen etwas langatmig, suchend und mit offenem Blick, Schatten ausleuchtend.
Wem empfehle ich das Buch: Allen, die sich für die Vielschichtigkeit unserer Gesellschaft interessieren.
Erschienen im Shurkamp Verlag, 2020, 461 Seiten.